|

Weiterbildung Zofingen soll eigenständige Aktiengesellschaft werden

Die Berufs- und Weiterbildung Zofingen besteht heute aus zwei sehr unterschiedlichen Bereichen. Die Berufsbildung ist stark reguliert und wird vom Kanton mitfinanziert, die Weiterbildung muss sich vollkommen selbständig finanzieren. Damit die Weiterbildung Zofingen auch in Zukunft im freien Markt bestehen kann, soll sie von einer öffentlich-rechtlichen Bildungsinstitution  in eine eigenständige Aktiengesellschaft überführt werden. Am 22. Juni 2020 entscheidet der Zofinger Einwohnerrat über die Umwandlung.

Trägerin der Berufs- und Weiterbildung Zofingen (BW Zofingen) ist die Stadt Zofingen. Bereits heute ist eine klare Trennung zwischen beruflicher Grund- und Weiterbildung Realität, da dies vom Kanton verlangt wird. Die BW Zofingen verfolgt diese Trennung schon seit Jahren, beispielsweise durch die separaten Jahresrechnungen von Berufsfachschule und Weiterbildung. Nun soll diese Trennung auch strukturell vollzogen werden, indem die Weiterbildung Zofingen zu einer eigenständigen Aktiengesellschaft wird. Synergien wollen die beiden Schulen aber weiterhin nutzen. Die Grundbildung hilft der Weiterbildung durch bestehende Infrastrukturen, Netzwerke der Ausbildungsbetriebe oder Kontakte zu den Berufsverbänden. Umgekehrt festigen die Weiterbildungsangebote die Berufsfelder der Grundbildung.

Die Weiterbildung Zofingen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Sie unterrichtet jährlich rund 1'000 Studierende und Kursteilnehmende in den Sparten Informatik, Sprachen, Management, Wirtschaft, Industrie und Gewerbe sowie Allgemeine Kurse. Im Bereich der Höheren Berufsbildung bietet die Weiterbildung aktuell acht Bildungsgänge mit einem eidgenössischen Abschluss an. Der Stadtrat erachtet ein attraktives Weiterbildungsangebot als wichtigen Faktor zum Erhalt oder gar zur Stärkung der Standortqualität Zofingens. Damit die Weiterbildung Zofingen auch in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen kann, müssen Entscheidungen auf strategischer Ebene vor allem in den Bereichen Mitgliedschaften, Kooperationen und Akquisitionen rascher gefällt werden können. Auch im Angebotsbereich muss flexibler und schneller auf den Markt reagiert werden können.

Die Stadt Zofingen soll Alleinaktionärin bleiben
Mit der Überführung des Bereichs Weiterbildung von einer öffentlich-rechtlichen Bildungsinstitution in eine eigenständige Aktiengesellschaft will der Stadtrat den dazu nötigen Handlungsspielraum schaffen, ähnlich wie dies vor einigen Jahren bereits mit der StWZ Energie AG erfolgreich umgesetzt wurde. Zur Sicherung der Kontrolle der Stadt über die künftige Aktiengesellschaft wird die Stadt Alleinaktionärin bleiben, den Verwaltungsrat der Gesellschaft bestimmen und selber mit mindestens einer Person im Verwaltungsrat Einsitz nehmen. Die übrigen Mitglieder des Verwaltungsrates sollen mit externen Fachpersonen besetzt werden.

Gründung kann mit eigenen Mitteln finanziert werden
Mit den in der Vergangenheit von der Weiterbildung erwirtschafteten Eigenmitteln in Höhe von knapp CHF 1 Mio. kann die Aktiengesellschaft aus eigenen Mitteln gegründet und dotiert werden. Vorgesehen ist ein Aktienkapital von CHF 250'000, vollständig von der Stadt gehalten. Die restlichen Eigenmittel sollen als Eigenkapital für die weitere Tätigkeit in die Gesellschaft eingebracht werden. Die Stadt muss keine weiteren finanziellen Mittel einschiessen. Auch künftig ist nicht vorgesehen, dass die Stadt finanzielle Mittel beisteuert. Die Gründung einer Aktiengesellschaft hilft der Stadt, ihre Haftungsrisiken zu begrenzen.

Heutiges Angebot bleibt zentral
Nebst der Eigentümerstrategie wurde für die neue Aktiengesellschaft auch eine Unternehmensstrategie erarbeitet. Zentraler Pfeiler der dreiteiligen Angebotsstrategie soll auch künftig das heute bereits erfolgreiche Basisangebot der Weiterbildung bleiben. Dieses basiert grundsätzlich auf den Berufslehrgängen und den Angeboten der Höheren Berufsbildung des Bildungszentrums.

Ergänzend sollen sogenannte thematische Cluster-Angebote geschaffen werden. Der Leitgedanke dabei ist, dass die heutigen Berufsbilder in der Industrielandschaft zunehmend verschmelzen und die Unternehmen nach ganzheitlichen Weiterbildungsangeboten verlangen, um vernetztes Wissen schaffen zu können. Die Cluster sollen dabei insbesondere den in der Region stark vertretenen Branchen folgen.

Zusätzlich sollen neu mittels Brückenangeboten schwächer gebildete und schwächer bildungsfähige Personen an eine berufliche Grundbildung (Attestausbildung) respektive an die Arbeitsmarktanforderungen herangeführt werden. Ziel ist es, dem Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften, wie auch den Interessen der öffentlichen Hand an einer möglichst hohen Erwerbsquote Rechnung zu tragen.

Ehrgeiziger Terminplan
Stimmt der Einwohnerrat am 22. Juni 2020 der neuen Rechtsform zu, will die Weiterbildung Zofingen ab August 2020 als Aktiengesellschaft die operative Tätigkeit aufnehmen.

Eingangshalle Weiterbildung Zofingen im Bildungszentrum BZZ (Bild: Markus Schneeberger)

 

  • drucken